Claiming Common Spaces VI: Haus der Solidarität

In Verteidigung der Migrationsgesellschaft
14.–16.3.2024
HAU Hebbel am Ufer, Berlin

Mit Mitgliedern des Forschungskonsortiums „Transforming Solidarities”, Derya Yıldırım & Grup Şimşek, El Khat, Gazino Neukölln, Noufãn, Onom Agemo & The Disco Jumpers feat. Natalie Greffel, Thelma Buabeng & Celina Bostic u.a.

Der Verbund „Transforming Solidarities“ und das HAU Hebbel am Ufer luden im November 2023 zu einem Abend „In Verteidigung der Migrationsgesellschaft“ ein: Eine polyphone Intervention, die Widerspruch zu den aktuellen Migrations- und Asylpolitiken kundtat. Als Beitrag zur jährlichen Programmreihe „Claiming Common Spaces“ des Bündnisses internationaler Produktionshäuser, die nach dem Gründungsjahr 2018 das erste Mal wieder am HAU stattfindet, schlägt „Transforming Solidarities“ auf Einladung des HAU Hebbel am Ufer erneut seine Zelte im HAU auf und initiiert ein „Haus der Solidarität“, um in Diskussionen, Konzerten, Comedy, Spoken Word und Festen dazu einzuladen, einander zuzuhören, zu erinnern und zu trauern, zu sprechen und vor allem: gemeinsam zu imaginieren. Wohin führt es uns, wenn wir die Ansteckungsketten von Hass und Herabwürdigung, Antisemitismus und Rassismus, Sexismus und Misogynie, imperialer Lebensweise und kapitalistischer Extraktion erfolgreich unterbrechen? Und was wäre dafür notwendig?

Eine Antwort aus Forschung, Zivilgesellschaft, Kunst und Kultur sind Praktiken und Infrastrukturen der Solidarität. Sie machen ein Zusammenleben in der Migrationsgesellschaft denkbar – in der Menschen füreinander, die Welt und den Planeten ein- und aufstehen. Diesen Aufstand gilt es zu stärken. Angesichts der Angriffe auf das Asylrecht, die Migration und das Zusammenleben in Europa, angesichts der Spaltung zwischen „Menschen wie uns“ und „den Anderen“, angesichts der ausgezehrten Infrastrukturen der Daseinsvorsorge und des Gemeinwohls, muss Solidarität mehr denn je die Diskurse des Hasses und der „Lösung“ sozialer und politischer Probleme durch Abschiebungen und Ausgrenzung überlagern und zurückdrängen. Im „Haus der Solidarität“ sollen Wege und Visionen für das Zusammenleben entwickelt werden. Denn dies ist die Herausforderung, vor der die Gesellschaft heute steht: Die Migrationsgesellschaft verteidigen und unsere geteilte Welt neu erfinden.

Das „Haus der Solidarität“ öffnet seine Türen, um die Herausforderungen der Migrationsgesellschaft zu debattieren.

Der erste Abend erzählt die Geschichte eines Versuchs, Strukturen zu unterstützen, die sich Rassismus und Nationalismus entgegenstellten. Ausgehend von der Tour der „Wohlfahrtsausschüsse zur Abwehr des gegenrevolutionären Übels“ im Jahr 1993 diskutieren Praktiker*innen von damals und heute in einem moderierten Panelgespräch über Bedingungen von Solidarität in einer nach rechts rückenden Gesellschaft.

Der zweite Abend wendet sich den Spaltungsbewegungen in Europa zu. Denn es droht schon länger ein Europa in den Händen rechter und rechtsextremer Bewegungen und Parteien. Wie können wir diese Bedrohung besser verstehen? Darüber diskutieren Aktivist*innen, Wissenschaftler*innen und Journalist*innen und suchen nach Wegen, wie dieser Politik der Entsolidarisierung Einhalt geboten werden kann.

Welche Widerstände und Zukunftsutopien stehen der erstarkenden Rechten entgegen? Jenseits einer liberalen Selbstinszenierung der „Mitte“, die sich letztlich doch mit Massenabschiebungen und Grenzzäunen zu arrangieren weiß, verbinden sich Kämpfende gegen Ausbeutung und Unterdrückung auf lokalen wie globalen Ebenen in Solidarität. Gemeinsam mit dem Künstler*innenkollektiv parallelgesellschaft werden diese Perspektiven mit Musik, Spoken-Word und Stand-Up-Comedy zur Verteidigung der Migrationsgesellschaft im Fokus des dritten Abends stehen.

Die drei Tage eröffnen mit improvisierter politischer Comedy: Die Schauspielerin Thelma Buabeng und die Musikerin Celina Bostic zeigen ihr „Security“-Programm. Zusammen bilden sie ein fiktives Sicherheitsteam, das in rassistischen, diskriminierenden Situationen auftaucht, eine Spezialeinheit gegen Diskriminierung!
Auch die Musik im „Haus der Solidarität“ ist ein Plädoyer für kulturelle Freiheit und Vielfalt. Zwei Konzertabende machen deutlich, wie migrantische Musikkultur längst Teil des Pop-Kanons ist: Der Anadolu-Rock von Derya Yıldırım & Grup Şimşek kombiniert anatolischen Folk mit psychedelischem und progressivem Rock und Onom Agemo & The Disco Jumpers mit Sängerin Natalie Greffel präsentieren elektrifizierenden Afro-Funk. Die noisige Elektronik von Noufãn verbindet Trompete und Farsi-Poesie, Eyal El Wahab setzt sich als El Khat mit der Musiktradition seiner jemenitisch-diasporischen Geschichte auseinandersetzt und Gazino Neukölln stellen türkische und arabische Songs in einen queer-feministischen Kontext.

 

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Ein Projekt des Bündnisses internationaler Produktionshäuser, gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien. In Kooperation mit dem Berlin University Alliance-Projekt „Transforming Solidarities. Praktiken und Infrastrukturen in der Migrationsgesellschaft“.